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Es ist wie es ist ... und alles bleibt anders.


Tiere als therapeutische Helfer

Veröffentlicht von TiRo auf 1. Januar 2014, 16:24pm

 

Zuerst einmal wünsche ich allen Lesern ein frohes neues Jahr 2014!!!

Auf ein Neues...! ;)

Wie es sich für mich gehört, habe ich auch dieses Silvester wieder dazu genutzt, ein wenig zu "werkeln". Das Fernsehprogramm war so öde, dass sich das Hinschauen nicht lohnte und als Hundebesitzer mit einem Panik-Kandidaten bleibt man eh zu Hause.

Dieses Mal geht es nicht um etwaige Serienmörder, sondern um o.g. Thema. Die Vorlage erhielt ich prompt kurz vor dem Jahreswechsel:

 

Tiergestützte Therapie:

Ein schon fast ausgelutschtes Thema, welches in den vergangenen Jahren nahezu missbraucht wurde. Als ich in den letzten Tagen bei Facebook freudig verkündete, dass (irgendwann) ein kleiner (“dummer”) Labrador bei uns einziehen würde um mit ihm den Weg zum therapeutischen Begleiter zu gehen, stiess ich teilweise auf die Reaktion des schon nahezu genervten: “Da kommt schon wieder eine unter dem Deckmantel der tiergestützten Therapie und will sich mit ihrem Hund darstellen!” Gekoppelt mit der Meinung, dass es dafür keine Zuchthunde braucht, entstand die Idee, dass ich dazu ein paar Zeilen schreibe.

 

Ich kann diese Reaktion durchaus nachvollziehen. Bei meinen damaligen Recherchen stieß ich auf soviel hanebüchene Ausarbeitungen zum Thema, gekoppelt mit unendlichen Emotionen, dass selbst ich schon manchmal genervt war. Ich nahm sogar Abstand von dem Begriff der “Tiergestützten Therapie” und formulierte es für mich treffender um in “Tiere als therapeutische Helfer”.

 

In Deutschland ist - im Gegensatz zu den USA, Großbritannien, der Schweiz und Österreich - die tiergestützte Therapie bisher nicht anerkannt. Obwohl sich Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen seit Jahren mit dem Thema auseinander setzen, mangelt es noch an ausreichend empirischen Daten, Studien und Evaluationen, um eine allgemeine Akzeptanz zu erlangen. Wenngleich eine systematische Forschung erschwert wird, da sich der Phänomenbereich des therapeutischen Einsatzes von Tieren über ein weites Feld erstreckt und sich somit Beschreibungen und Erklärungen schwierig gestalten. Noch weiter erschwerend kommt hinzu, dass sich einige Bereiche schlicht einer einfachen Verbalisierung entziehen.


Dieses öffnet natürlich vielen “schwarzen Schafen” Türen und Tore. Da werden Organisationen und Vereine aus dem Boden gestampft, die durchaus fragwürdige und manchmal dubiose Zertifikate für eine teure Ausbildung ausstellen, mit denen man letzten Endes doch nicht viel anfangen kann. Wie in allen “ungeschützten” Bereichen und nicht anerkannten Berufen ist ein sehr undurchsichtiger Dschungel entstanden. Und gerade, wenn es dann auch noch mit dem Hund einhergeht, entstehen noch waghalsigere Geschichten. Das tollste, was ich mal gesehen habe, war ein Dachverband, der auf den ersten Blick sehr seriös und vielversprechend aussah. Bei weiteren Recherchen fiel dann auf, dass eben jener Dachverband ausgerechnet von der Frau gegründet wurde, die eine passende Ausbildung dafür anbot. Klever und geschäftstüchtig gemacht. Für mich stellt sich das Ganze dann durchaus fragwürdig dar, denn somit fehlt eine neutrale Kontrollinstanz und sie ist wieder dahin: die Idee, Qualitätsstandards aufzubauen, auszuführen und aufrecht zu erhalten. 

 

Ich selbst kann dieses Dilemma auch nicht aus der Welt schaffen, doch statt aufgrund der vielen “schwarzen Schafe” auf dem Markt zu sagen: “Das ist doch eh alles “Pillefitz!”, macht es für mich mehr Sinn, tatsächlich genauer hinzuschauen und vielleicht dort anzuknüpfen, wo es schon Ansatzpunkte in Deutschland gibt. Denn nur so kann das Thema aus diesem Dschungel heraus kommen und ernst genommen werden.


Ich habe ein wenig zusammen getragen, bzw. geschrieben. Es beleuchtet ein wenig genauer, was eigentlich "tiergestützte Therapie" bedeutet. Ich gehe mit Hilfe der am Ende aufgeführten Literatur auf die Mensch-Tier-Beziehungen ein, auf die Entstehung, verschiedene Erklärungsmodelle, Wirkungsweisen etc.. Alle Interessierten finden hinter diesem Link ein PDF - Dokument:


 

Tiere als therapeutische Helfer

 

 

 

Dank Rüdiger bin ich sogar auf dem neuesten Stand und kann ungeduldigen Smartphone-Nutzern  dieses bieten:

 

Tiere als therapeutische Helfer PDF

 

 

Alle, die es geschafft haben, sich durch das PDF zu lesen, können jetzt vielleicht nachvollziehen, dass nicht jeder Besuchshund geich ein Hund als therapeutischer Helfer ist. 

Der Anspruch an einen Besuchshund ist nicht sonderlich hoch, sofern er einigermaßen gut erzogen ist und bestimmte hygienische Bestimmungen eingehalten werden. Wenngleich dieses überhaupt nicht wertend gemeint ist. Besuchshunde sind toll, unbedingt auch unterstützenswert und auch hier werden therapeutische Effekte erzielt - keine Frage! Meine beiden Hunde begleiten mich auch ab und an zur Arbeit. Und hier haben wir einen entscheidenden Punkt: sie begleiten mich und ihre Aufgabe ist es, einfach "da" zu sein. Dadurch entsteht schon was ganz tolles und diese Erfahrungen sind unbestritten. 

Wenn ich aber davon spreche, dass ich mit meinem Hund einen Weg gehen möchte, ihn als meinen therapeutischen Helfer auszubilden und einzusetzen, dann möchte ich noch ein wenig weiter gehen. Ich habe den Anspruch, dass dieser Hund punktgenau auf mich abgestimmt ist, aber auch selbstständig genug, mit den Menschen zu arbeiten, um die es geht! Und er muss es aushalten können, in die tieferen Ebenen der Arbeit einzudringen. D.h., er muss nicht nur körperlich gesund und "klar im Kopf", sondern auch psychisch / mental belastbar sein. Der Hund ist quasi mein "verlängter Arm", der die Menschen (mit denen ich zusammenarbeite) im übertragenen Sinne an die Hand nimmt und dieses auf Ebenen, die sich einer einfachen Verbalisierung entziehen und somit sehr kräfteaufreibend sein können. Wenn ich da nicht einen absolut sicheren und belastbaren Hund an meiner Seite habe, auf den ich mich vollends verlassen kann, dann wird´s unter Umständen sehr "ungemütlich" für Mensch und Tier.

Und hier sind wir schon am nächsten Punkt: wenn ich in diese Ebenen vordringen will, dann finde ich es unabdingbar, dass der Mensch weiss, was er da tut. Sowohl in der fachlichen Qualifikation bei der Arbeit mit den Menschen als auch in der Arbeit mit dem Hund! Ich würde mir wünschen, wenn hier der Qualitätsstandard festgelegter wäre und entsprechende Teams zusammen kommen, bzw. an den Start gehen. Ich habe seit zwei Jahren nicht mehr geschaut, was sich diesbezüglich getan hat. Meine Anlaufstelle wären die in dem PDF aufgeführten Adressen und der Dachverband, um mich dort schlau zu machen und dort anzuknüpfen.

 

Um auf den Punkt des Labradors zu kommen: nö, es braucht sicherlich keine speziell gezüchteten Rassen oder reinrassige Hunde für diese Arbeit. Sicherlich finden sich ganz tolle Hunde - speziell im Tierschutz -, die eben keiner speziellen Rasse angehören und trotzdem alles mitbringen.  Letzten Endes kommt es eh drauf an, was speziell mit welcher Gruppe von Menschen gemacht werden soll und entsprechende Schwerpunkte sollten sowohl der Hundehalter als auch der Hund mitbringen.

Ich selbst arbeite mit erwachsenen Menschen mit Behinderungen. Da habe ich sicherlich andere Kriterien als wenn ich mit Kindergartenkindern arbeite. Ich brauche einen stabilen Hund. Der kompakt genug ist, dass er auch mal irgendwo drauf springen kann, aber groß genug, dass er auch mal vom Rollstuhl aus gestreichelt werden kann und nicht "versehentlich" überfahren oder überlaufen wird oder gar so zart ist, dass es bei einer grobmotorischen Berührung gleich drei Rippen gebrochen hat. 

 

Ich selbst habe jetzt den 3. Tierschutzhund. Sowohl Spunk als auch Marie eignen sich durchaus als Besuchshund. Sie sind freundlich, lassen sich anfassen und zeigen eine angenehme Präsenz. Doch sie sind nicht belastbar. Heisst: ich kann / will keinen der beiden mehr zumuten als "da zu sein und mich zu begleiten". Spunk mit ihrer Vorgeschichte leistet großartiges! Von einem Hund, der "Verstecken als Überlebensstrategie" inne hatte, zu einem offenen Hund, der immer an meiner Seite ist. Marie ist auch toll. In der Interaktion mit dem Menschen hat sie so große Fortschritte gemacht. Aber ich sehe sie nicht als so belastbar und zuverlässig. Außerdem würde sie jede offene Tür nutzen, um mal eben zu schauen, ob sich nicht noch ein Kaninchen erjagen lässt...

Für mich zählen keine Papiere und sie machen schon gar nicht den Hund aus. Ich selbst würde für mich nur das Risiko minimieren wollen, bzw. mich so orientieren, dass ich beste Chancen habe, mein Vorhaben umzusetzen. Konkret ausgedrückt: ich würde gezielt nach einem Hund schauen wollen, der meine Kriterien von Anfang an erfüllt und bei dem ich mir sicher sein kann, dass er a) zu mir passt und b) alles erst einmal mitbringt, was ich möchte und nicht "nur" Familienmitglied ist. Natürlich kann es mir auch passieren, dass ich selbst bei dem "auserwähltesten aller Züchter" einen Hund bekomme, der sich letzten Endes als einer herausstellt, der doch nicht so mitarbeiten kann wie ich es erhofft hatte. Und dann ändert das auch nichts, er würde weiterhin ohne diese Aufgabe bei uns sein und ich würde ihn um nichts in der Welt hergeben. Aber ich verringere das Risiko, wenn ich gezielt danach schaue, wie die Hunde dieser Linie gezogen wurden, wie belastbar die Elterntiere sind etc. pp..Dadurch, dass die Elterntiere bekannt sind, minimiere ich die Überraschungsmomente, bzw. kann schon eingrenzen, welche Eigenschaften gar nicht gehen würden. Etwas, was ich bei einem Hund mit unbekannter Herkunft wahrlich nicht kann und die somit eben trotz tollster Jugendphase - wie auch immer - u.U. nicht für diesen Job da sein könnten.

Das bedeutet auch nicht, dass Retriever DIE Hunde sind. Nur, da der Hund ja nun auch bei mir lebt und ich ja auch "privat" ein Team mit ihm sein möchte, muss er schon irgendwie auch "zum Rest" passen. Und da liegt meine Affinität nunmal bei den "Vorstehern" / Jagdhunden.


 


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